Dienstag, 12. Januar 2010

Die ersten 3 Wochen

Am 9.10.09 flog ich von Frankfurt über New York nach San José, Costa Rica. Nach zwei scheinbar endlos langen Flügen, verließ ich um 21 Uhr Ortszeit, total verkrampft und steif vom langen Sitzen, das Flughafengebäude und schnappte erstmals die tropisch feuchte, gottseidank schon etwas abgekühlte, Nachtluft von Costa Rica. Sofort wurde ich von zahlreichen Ticos - so nennen sich die Costa Ricaner - umringt, die mir mit ihrer unbeschreiblich freundlichen und offenen Art anboten, mich woauchimmer hinzu(taxi)fahren und mir halfen, meinen eigentlichen Fahrer zu finden, den mir meiner Sprachschule geschickt hatte. Dieser war natürlich zu spät - eine weitere, eher nervige Angewohnheit der Ticos - woraufhin sie herumfragten und -telefonierten, bis er dann auftauchte.
Ich berichte desshalb von diesem Erlebnis, da es für mich sehr viel von der Lebensart der Ticos ausdrückt: ihre freundliche, offene, unbeschwerte, positive Art und diese Gabe so auf fremde Leute zuzugehen, dass sie sich sofort heimisch und gut aufgenommen fühlen (können wir Deutsche noch einiges von lernen).
Während der ersten drei Wochen in Costa Rica lebte ich in Santo Domingo de Heredia, einer beschaulichen, ruhigen 50 000 Einwohner Stadt zwischen der Hauptstadt San José und Heredia. Dort absolvierte ich einen Sprachkurs - jeden Tag vier Stunden Spanischunterricht - und lebte in einem Apartment mit anderen Sprachschülern. Während des ersten Wochenendes wohnten dort noch drei Deutsche, die zwischen 25 und 32 Jahre alt waren. Die letzten beiden Wochen bekam ich dann Zuwachs von zwei 60 jährigen lustigen und total aufgeweckten Amerikanerinnen, mit denen ich viel unternahm.

Um euch nicht zu langweilen, beschreibe ich die Zeit in der Sprachschule nur kurz:
Da ich während der Nebensaison in Santo Domingo war, waren wir nur um die 15 Schüler in allen Altersklassen, vorallem aus Deutschland, aber auch aus Finnalnd, Schweden, den USA und Canada. Auf der einen Seite war das ziemlich langweilig, da es nur wenige Schüler in meinem Alter gab, auf der anderen Seite jedoch total praktisch, da ich Einzelunterricht bekam und so sehr schnell vorankam.

Damit ihr euch eine Vorstellung von der Umgebung, in der ich wohnte, machen könnt, hier ein paar Facts zu San José und dem Valle Central (Zentraltal). Die Hauptstadt San José hat nur 340.000 Einwohner, was ungefähr der Größe Mannheims entspricht. Im gesamten Valle Central leben jedoch mehr als die Hälfte aller 4,2 mio. Ticos, was es schwer macht, eine Grenze zwischen einer Stadt und der nächsten zu ziehen. Außerdem hat San José, wie viele andere Städte Lateinamerikas, die schnell gewachsen sind, mit Müll, Kriminalität und Armut zu kämpfen, wobei Costa Rica noch eines der reichsten Länder Mittelamerikas ist.
Mir hat San José nicht gefallen, was folgende Gründe hat: die Stadt ist meines Erachtens sehr hässlich - es gibt kaum Bauten aus der Kolonialzeit, viele Häuser in den Randbezirken (nicht unbedingt Slums, aber nahe daran) bestehen aus reinem Wellblech, oder sind mit dem Material gebaut, was gerade auf der Straße herumlag; die Straßen sind ein totales Verkehrschaos, bei dem man aufpassen muss, nicht unter die Räder zu kommen; es stinkt nach Müll und Abgasen; sobald die Sonne untergeht sollte man als Tourist oder als Mensch, der an seinem Besitz oder Leben hängt, nicht mehr herumlaufen (ich übertreibe gerne ein wenig). Natürlich gibt es auch schönere Flecken in dieser Stadt - zum Beispiel die belebten Fußgängerzonen mit Geschäften und Restaurants; die nach amerikanischem Vorbild gebauten Malls; Museen; el Pueblo, ein kleines Viertel, das nur aus Diskos und Bars besteht - aber das Hässliche überwiegt, vorallem mit dem wunderschönen Rest von Costa Rica kann San José einfach nicht mithalten. Fairerweise muss ich sagen, dass mir noch nie etwas passiert ist und ich auch niemanden kenne, der ausgeraubt oder bedroht worden ist - trotzdem geht es mir extrem gegen den Strich, wenn ich nicht dahin gehen kann (eig. sollte, nur mit welchem Ergebnis?), wohin ich will, da ich ein sehr freiheitsliebender Mensch bin.

Natürlich habe ich auch in San José gefeiert und Party gemacht, was mir auch gut gefallen hat, doch an den Wochenenden bin ich meistens in Richtung Strand und Meer abgehauen. Busreisen ist in Costa Rica spottbillig, was ich echt genial finde. Also setzte ich mich am Samstagmorgen des zweiten Wochenendes für 2000 Colones (2,50 Euro) in einen der ersten Busse nach Jacó, der von San José aus nächstgelegenen Stadt am Meer. Diese liegt etwa zwei einhalb Stunden südlich an der Pazifikküste und ist eine der größten Strandstädte (eig. Dorf) Costa Ricas und ein Surfer- und Partyparadies. Jacó besteht aus einer langen Straße, die parallel zum Strand verläuft, mit Hotels, Hostels, Bars, Diskos, Restaurants und Surfshops auf beiden Seiten.
Dort quartierte ich mich dann in ein (richtig abgefucktes) Hostel ein, wo ich auch der einzige Gast war, was mir allerdings nichts ausmachte, da ich sowieso nur sehr wenig Zeit dort verbrachte. Nach einem Tag am Strand lernte ich abends in einem Restaurant drei amerikanische Studenten kennen, die mich an ihrem Tisch einluden und mit denen ich die ganze Nacht durchfeierte.

Das Wochenende darauf nahm ich an zwei von der Sprachschule orgainisierten Touren teil. Samstags ging es mit dem Touribus nach Puntarenas (ca. 2 einhalb Stunden fahrt).Von dort aus fuhren wir eineinhalb Stunden lang mit dem Schiff zur Isla Tortuga (heißt so, da sie die Form einer Schildkröte hat), wo wir Schnorcheln gingen und am Strand Sonnebadeten.
Sonntags wurden wir um 5 Uhr morgens abgeholt und zu einer Kaffeeplantage kutschiert, wo wir Frühstück und eine Tour durch die Plantage bekamen, was sehr interessant war. Dann ging es weiter zum Vulkan Poás, wo wir bis zum Rand des Kraters gehen und von oben hineinsehen konnten. Dort liegt inmitten eines dunkelbraunen Steinkraters ein türkisfarbener Salzsäuresee, aus dem eine weise Rauchsäule aufsteigt. Daraufhin ging es zu den La Paz (Frieden) Vogel-, Schmetterlings-, Frosch- und Kolibri- Gärten und zu zwei Wasserfällen, die inmitten eines saftig grünen, tropischen Regenwaldes liegen.

Für das vierte Wochenende - über Helloween - hatte mich Walker, einer der Ammis, die ich in Jacó kennengelernt hatte und mit dem ich immer noch hin und wieder surfen und feiern gehe, wieder dorthin eingeladen. Eine Gruppe von ca. 30 amerikanischen Austauschstudenten hatte ein dreistöckiges Hostel mit Dachterasse von Freitagmorgen bis Sonntagabend nur für uns gemietet, um das ganze Wochenende zu surfen und Party zu machen. Diese Einladung konnte ich natürlich nicht abschlagen und so erlebte ich ein sehr geiles, alkoholgefülltes, lustiges und nicht zuletzt sportliches Helloweenwochenende, was einen genialen Abschluss meiner Zeit in der San José darstellte, da ich Montags darauf mein Voluntariat in Matapalo begann, aber dazu mehr im nächsten Blog...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen